Mr. Tischtennis beendet karriere

Nun ist es genug: Fritz Koenigs, Spieler, Trainer, langjähriger Spartenleiter, langjähriges Vorstandsmitglied und engagiertes Vereinsmitglied, legt seinen Tischtennisschläger nach 60 Jahren aktiver Zeit zur Seite. Jedenfalls was den Punktspielbetrieb seines Vereins Blau-Weiß Borssum angeht. Ein Leben ganz ohne Tischtennis wird es für den 76-Jährigen aber auch in Zukunft nicht geben.

Als wenn ein Regisseur das Drehbuch verfasst hätte, gab es im Punktspiel am vergangenen Sonntag im allerletzten Spiel von Koenigs in der 2. Bezirksklasse Emden/Leer gegen Harald Schumann vom Wandertrupp Loppersum ein 3:0 des Routiniers – ein versöhnlicher Abschluss einer beeindruckenden Karriere. Mit 60 gespielten Saisons kommt Koenigs insgesamt auf weit über 1000 Punktspiele. Über diese Zahl staunt er selbst.

Den Anfang nahm diese ungewöhnlichen Laufbahn mit privaten Tischtennisspielen auf dem Dachboden seines Vaters gegen seinen Freund Wolfgang Schneider. Der erkannte das Talent des damals 13-Jährigen. Und auch im Verein Blau-Weiß Borssum blieb das nicht verborgen. Mit 16 Jahren spielte Koenigs als jüngster Spieler in der Herrenmannschaft. Parallel ging er noch zum Fußball und Volleyball – doch irgendwann musste er sich entscheiden.

Keiner kann sagen, was Koenigs für ein Fußballer oder Volleyballer geworden wäre. Die Tischtennissparte von Blau-Weiß und damit auch ganz viele junge Spieler können nur dankbar sein, dass sich Koenigs für den Tischtennissport entschied. Denn noch immer steckt der ehrgeizige Sportler Energie in die Ausbildung neuer Spieler. In einer Tischtennis-AG der Grundschule in Borssum bringt er den jungen Schülern seinen Sport näher. „Das macht mir immer noch sehr viel Spaß, und das werde ich auch weiterhin machen“, sagte er am Rande des Punktspieles.

Erfolge, Einsätze, Misserfolge: Koenigs wird viele dieser Situationen parat haben. Doch der größte Erfolg waren sicherlich die 19 Jahre, in denen er als Trainer und Manager die 1. Herren von Blau-Weiß durch 19 Regionalligasaisons führte. Die kleine Halle der Westerburgschule war eine Tischtennis-Festung und -Hochburg. Und wenn Koenigs ehrlich ist, ist diese Halle immer auch ein bisschen sein zweites Wohnzimmer gewesen.

Das alles funktioniert allerdings nur, wenn der Partner mitspielt. Da passt es sehr gut, dass sich Koenigs beim Sport nicht nur verliebte, sondern seine Frau Lilly selbst aktiv war. Sie spielte insgesamt über 50 Jahre Tischtennis im Punktspielbetrieb. „Ohne Lilly wäre das alles nicht möglich gewesen, dafür bin ich ihr außerordentlich dankbar“, sagte Fritz Koenigs. Mittlerweile sind sie mehr als 50 Jahre verheiratet.

Lilly Koenigs kannte die Leidenschaft ihres Mannes für den Tischtennissport und unterstützte ihn tatkräftig. Wie das beispielsweise aussah? „Wir waren einmal zum Spiel nach Hannover gefahren, und dort haben wir gemerkt, dass die Tasche mit den Trikots und allem anderen noch bei mir zu Hause stand.“ Kurzerhand fuhr Lilly Koenigs bei strömenden Regen mit dem Auto nach Hannover, und das Team lief in den richtigen Trikots auf.

Holger und Lars Koenigs, die Söhne der beiden, waren lange Jahre auch nicht aus der Mannschaft in Borssum wegzudenken. Erfolge des Vereins in der Regionalliga sind nicht zuletzt auch ihnen sowie Claus Gottschlich, Ralph Woll und Stefan Trenn zu verdanken, die Fritz Koenigs alle an den Tischtennissport heranführte. „Er ist für uns als Familie ein sportliches und menschliches Vorbild“, sagte Holger Koenigs. Die Familie hatte zum letzten Punktspiel einiges vorbereitet in der Halle am Emsstadion. In Fritz’ zweitem Wohnzimmer wird nicht mehr gespielt.

In Emden organisierte Fritz Koenigs 15 Niedersachsen-, Norddeutsche- und Bundes-Veranstaltungen (Ranglisten und Meisterschaften). Der Ressortleiter für den Jugendsport im Landesverband TTVN, Holger Ludwig, brachte dieses Engagement so auf den Punkt: „Wenn man bei Fritz ist, muss man sich im Vorfeld nicht viel kümmern, das läuft alles“, sagte er. Vor allem habe Koenigs bei Anfragen des Verbandes immer Ja gesagt. Deshalb gab es 2021 eine Urkunde und ein Präsent vom Landesverband als Wertschätzung der geleisteten Arbeit von Koenigs.

Solche Auszeichnungen freuen ihn einerseits. Doch andererseits mag er es nicht so sehr, im Rampenlicht zu stehen. Wenige wissen zum Beispiel, dass das Borssumer Urgestein 2012 vom Bundespräsidenten in Berlin für sein Lebenswerk im sozialen Bereich ausgezeichnet wurde. Auch dass er beim Punktspiel im Mittelpunkt stand, war ihm nicht ganz so angenehm. Seine Ansprache blieb deshalb kurz und bündig: „Wehmut ist beim Abschied dabei, doch nun lasst uns spielen und ein bisschen Spaß haben.“ Und den hatte er dann auch.


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